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Kommt die Impfung gegen Cholesterin?

<p class="article-intro">LDL-Senkung könnte in Zukunft auch mit einer Impfung durchgeführt werden. In diese Richtung weisen zumindest erste Daten einer im Rahmen des ESC-Kongresses präsentierten Studie zur Spezifischen Aktiven Immuntherapie (SAIT) gegen PCSK9.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>PSCK9 reduziert die Anzahl von LDL-Rezeptoren an der Oberfl&auml;che der Hepatozyten, indem deren Recycling in der Zelle verhindert wird, sodass diese nicht wieder an die Zelloberfl&auml;che transportiert werden und dort erneut zur Verf&uuml;gung stehen. Durch Inhibition von PSCK9 wird der Abbauprozess der LDL-Rezeptoren verhindert, wodurch es zu vermehrter Aufnahme von LDL-C in die Leberzelle und zu einem Absinken des LDL-C-Spiegels im Plasma kommt. Mit gegen PCSK9 gerichteten monoklonalen Antik&ouml;rpern wurden in klinischen Studien erhebliche Senkungen des LDL-C-Spiegels und Reduktion kardiovaskul&auml;rer Endpunkte erreicht. Der Nachteil dieser gut vertr&auml;glichen Therapien liegt einerseits im Preis, andererseits aber auch in den erforderlichen regelm&auml;&szlig;igen subkutanen Injektionen.</p> <p>An der Medizinischen Universit&auml;t Wien wird gegenw&auml;rtig ein neuer Ansatz in der Anti-PCSK9-Therapie untersucht: Eine aktive Immunisierung, die den Organismus dazu anregen soll, PCSK9-Antik&ouml;rper selbst zu produzieren. Im Rahmen des Kongresses der European Society of Cardiology pr&auml;sentierte Univ.-Doz. Dr Martin Bauer Phase-I-Daten zur spezifischen aktiven Immuntherapie (SAIT) gegen PCSK9.</p> <p>Dabei wurde eine Technologie namens AFFITOPE<sup>&reg;</sup> eingesetzt, die gegenw&auml;rtig auch in anderen Indikationen wie Morbus Parkinson untersucht wird und die die Induktion einer Antik&ouml;rperproduktion gegen spezifische Strukturen erm&ouml;glichen soll. Im Rahmen dieser &bdquo;First in Man&ldquo;-Studie erhielten 72 Probanden in den Wochen 0, 4 und 8 SAIT-Impfungen gegen PCSK9 und in der Woche 60 einen Booster. Prim&auml;rer Endpunkt war Sicherheit und Vertr&auml;glichkeit der Impfung, als sekund&auml;re Studienziele wurden pharmakodynamische Messungen durchgef&uuml;hrt, die Immunogenit&auml;t bestimmt sowie die Wirkung auf die LDL-C-Spiegel der Probanden evaluiert.</p> <p>Die Studie zeigte dass die SAIT-Therapie gut vertr&auml;glich war. Es kam zu keinen Todesf&auml;llen oder schweren unerw&uuml;nschten Ereignissen in Zusammenhang mit der Studienmedikation. Insgesamt traten sieben schwere Ereignisse ein, vier davon in der Placebo-Gruppe. Keines dieser Ereignisse machte den Abbruch der Studie erforderlich. Als mit der Medikation in Zusammenhang stehende unerw&uuml;nschte Nebenwirkungen wurden Fatigue, Kopfschmerzen und Myalgien eingestuft. Insgesamt lagen die Nebenwirkungsraten in den Verum-Gruppen auf Placebo-Niveau. Lediglich moderate und schwere lokale Reaktionen an der Einstichstelle waren mit Verum h&auml;ufiger als mit Placebo. Diese Reaktionen traten besonders bei der Auffrischung nach 60 Wochen auf.</p> <p>Bei 90 % der Probanden in den Verum-Gruppen konnte eine spezifische Antik&ouml;rper-Antwort gegen PCSK9 nachgewiesen werden. In den ersten Wochen kam es zu einem steilen Anstieg der Antik&ouml;rper-Titer, gefolgt von einem langsamen Abfall. Der Boost zu Woche 60 bewirkte einen neuerlichen Anstieg der Antik&ouml;rper-Titer. Dies korrelierte mit einem statistisch hochsignifikanten R&uuml;ckgang des LDL-Cholesterins in einer beiden Verum-Gruppen (AT04A). Daten der zweiten Verumgruppe wurden bislang nicht pr&auml;sentiert. Die LDL-C-Senkung lag im statistischen Mittel bei 13,3 % , wobei gro&szlig;e Schwankungen zwischen den einzelnen Probanden festgestellt wurden, die mit der individuellen Immunantwort korrelierten. Die &Uuml;berlegenheit von Verum gegen Placebo nahm mit Dauer des Follow Up zu und war zum Ende der Studie nach 90 Wochen am deutlichsten. M&ouml;glicherweise sei, so Bauer, die Dauer des Follow-ups zu kurz gew&auml;hlt worden.</p> <p>Auf Basis dieser Ergebnisse ist nun eine Phase-II-Studie geplant, die unter anderem Daten zur optimalen Formulierung der SAIT sowie zur Dosierung und zu den optimalen Dosisintervallen liefern soll.&nbsp;</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Bauer M et al: SAIT - Specific Active immunotherapy (SAIT) against PCSK9 is safe and lowers circulating LDL-C in humans. ESC 2018; Late Breaking Pharmacological Science: FP167 </p>
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