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POET-Studie

Orale Antibiotika bei infektiöser Endokarditis möglich

<p class="article-intro">Manche Patienten mit Endokarditis können auf orale Antibiotika umgestellt und früher als bisher üblich auch dem Krankenhaus entlassen werden. Das zeigen die im Rahmen des ESC 2018 vorgestellten Ergebnisse der Studie POET (Partial Oral Treatment of Endocarditis Trial).</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die bakterielle Endokarditis ist auch im Antibiotikazeitalter mit einer Krankenhaus-Mortalit&auml;t von 15-30 % eine sehr ernste Erkrankung, die intensivmedizinische und herzchirurgische Betreuung erforderlich machen kann. In jedem Fall wird von Guidelines eine intraven&ouml;se antibiotische Therapie &uuml;ber sechs Wochen empfohlen.<sup>1</sup> Dies bedeutet lange Krankenhausaufenthalte &ndash; auch wenn die Patienten erfolgreich stabilisiert und/oder chirurgisch saniert wurden und von den Antibiotikainfusionen abgesehen, kein Grund mehr f&uuml;r den Aufenthalt im Spital besteht.</p> <p>Im Rahmen der d&auml;nischen POET Studie (Partial Oral Treatment of Endocarditis Trial) wurde die Frage gestellt, ob es m&ouml;glich ist, Patienten mit g&uuml;nstigem Risikoprofil nach mindestens zehn Tagen intraven&ouml;ser Therapie Antibiotikagabe auf orale Antibiotika umzustellen. K&uuml;rzere Krankenhausaufenthalte seien, so Studienautor Prof. Dr. Henning Bundgaard vom Universit&auml;tsspital Kopenhagen, nicht nur aus Kostengr&uuml;nden anzustreben. Vielmehr bedeute auch die Hospitalisierung selbst einen Risikofaktor.</p> <h2>Antibiotika-Kombination aus unterschiedlichen Klassen</h2> <p>Da orale Antibiotika in der Indikation infekti&ouml;se Endokarditis nicht empfohlen werden, wurde eigens f&uuml;r die Studie ein geeignetes antibiotisches Regime entwickelt. Die Antibiotika mussten moderate bis gute Bioverf&uuml;gbarkeit aufweisen und kamen immer in Zweier-Kombinationen aus unterschiedlichen Wirkstoffklassen zum Einsatz. Au&szlig;erdem wurden die minimalen inhibitorischen Konzentrationen bestimmt und Anpassungen nach pharmakokinetischen Messungen vorgenommen.</p> <p>Auf diese orale Therapie wurden Patienten umgestellt, die eine Reihe von Kriterien erf&uuml;llen mussten. Sie mussten seit mindestens zwei Tagen weniger als 38 Grad Fieber haben, ihr CRP musste bereits auf maximal 25 % des Spitzenwertes zur&uuml;ckgegangen sein, im Ultraschall durfte kein Abszess erkennbar sein, usw. Insgesamt wurden schlie&szlig;lich 400 Patienten in die Studie aufgenommen und randomisiert entweder auf orale Antibiotika umgestellt und aus dem Krankenhaus entlassen, oder weiter intraven&ouml;s behandelt. Ziel war zu zeigen, dass die neue Vorgangsweise der Standardtherapie nicht unterlegen ist.</p> <h2>Non-Inferiority konnte gezeigt werden</h2> <p>Das Follow-up dauerte sechs Monate nach dem Abschluss der antibiotischen Therapie, prim&auml;rer Endpunkt war eine Kombination aus Gesamtmortalit&auml;t, ungeplanter Operation am Herzen, embolischen Events und Reinfektion. Nach der Randomisierung wurden intraven&ouml;se oder orale Antibiotika im Median f&uuml;r 18 Tage verabreicht. W&auml;hrend der sechsmonatigen Nachbeobachtung zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich des prim&auml;ren Endpunktes oder seiner Komponenten. Damit wurde das Kriterium f&uuml;r Nicht-Unterlegenheit erreicht.</p> <h2>Was bedeutet das f&uuml;r die Patienten</h2> <p>&bdquo;Es bedeutet f&uuml;r die Betroffenen eine erhebliche Belastung, sechs Wochen im Krankenhaus bleiben zu m&uuml;ssen&ldquo;, kommentierte Bundgaard, &bdquo;wir haben mittlerweile bei vielen Erkrankungen gesehen, dass k&uuml;rzere Spitalsaufenthalte weitere Risiken reduzieren. Im Falle der Endokarditis k&ouml;nnen orale Antibiotika ein sicherer Weg zu diesem Ziel sein. Wir haben gezeigt, dass eine Umstellung nach zehn Tagen bei vielen Patienten machbar ist und denken, dass unsere Studie die klinische Praxis in n&auml;chster Zeit beeinflussen wird.&ldquo; Auf die Frage nach der Compliance der ambulanten Patienten sagte Bundgaard: &bdquo;Wir haben den Patienten ausf&uuml;hrlich erkl&auml;rt, dass sie eine lebensbedrohliche Erkrankung mit hoher Mortalit&auml;t haben. Danach war die Medikamenteneinnahme kein Problem mehr.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Bundgaard H et al.: POET – Partial oral treatment of left-sided infectious endocarditis. ESC 2018; Hotline-Session 5; FP5869 </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><sup><strong>1</strong></sup> Habib G et al.: 2015 ESC Guidelines for the management of infective endocarditis. Eur Heart J. 2015; 36: 3075&ndash;123</p> </div> </p>
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