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PURE-Studie

Fleisch, Fisch, Milch: Ernährungsempfehlungen in Diskussion

<p class="article-intro">Die Ergebnisse der großen Ernährungs-Kohortenstudie PURE wurden nun in mehreren großen Kohorten mit zum Teil erheblich kranken Patienten validiert. Dabei wurden die Ergebnisse der PURE-Studie bestätigt: eine relativ fett- und proteinreiche Kost reduziert auch in diesen Kollektiven das Risiko.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die PURE (Prospective Urban Rural Epidemiological) Studie<sup>1</sup> l&ouml;ste nach ihrer Pr&auml;sentation im Rahmen des ESC 2017 intensive Diskussionen aus, da ihre Ergebnisse aktuellen Ern&auml;hrungsempfehlungen widersprechen. Eine nun am ESC 2018 vorgestellte Nachfolgestudie anhand von Kohorten mit mehr als 200 000 Patienten gelangt nun zu den weitgehend gleichen Ergebnissen: Milchprodukte, Fett und Fleisch sind besser als ihr Ruf. Die Kritik an der PURE-Studie baute wesentlich auf der Tatsache auf, dass die Erkenntnisse zu einem wesentlichen Teil auf Daten aus der Dritten Welt und aus Schwellenl&auml;ndern basieren. Die Ergebnisse seien also nicht oder nur zum Teil auf die &uuml;berern&auml;hrte Population der Industriestaaten anwendbar. Nun wurde jedoch die Anwendung des Konzepts von PURE auf Kohorten aus wohlhabenden Teilen der Erde untersucht. Die PURE-Autoren validierten ihre Ergebnisse n&auml;mlich in den Kollektiven der Studien ONTARGET und TRANSCEND (31 546 Personen mit vaskul&auml;ren Erkrankungen), INTERHEART (27 098 Patienten nach einem ersten Herzinfarkt) und INTERSTROKE (20 834 Patienten nach Schlaganfall). Insgesamt wurde also eine Kohorte von mehr als 218 000 Personen untersucht. Dazu Studienautor Dr. Andrew Mente von der McMaster University in Hamilton, Kanada: &bdquo;Damit haben wir eine weltweit repr&auml;sentative Kohorte, in der es auch zu zahlreichen klinischen Events gekommen ist, sodass man zu statistisch aussagekr&auml;ftigen Ergebnissen kommt.&ldquo;</p> <p><strong>Weniger Kohlenhydrate, mehr Fett </strong></p> <p>&bdquo;Wir haben heute weltweiten Konsens, dass Obst und Gem&uuml;se protektive Effekte haben&ldquo;, sagte Mente anl&auml;sslich der Pr&auml;sentation der Daten. Damit ist der Konsens aber auch schon zu Ende. Denn rezente Kohortenstudien vor allem aus Asien lassen auch g&uuml;nstige Auswirkungen von Fleisch, Fisch, nicht fettreduzierten Milchprodukten und N&uuml;ssen erkennen. F&uuml;r die Validierung von PURE wurden diese Nahrungsmittel als &bdquo;gesund&ldquo; eingestuft. Anschlie&szlig;end wurden den Probanden der genannten Studien anhand der verf&uuml;gbaren Daten die jeweiligen Klassen von Nahrungsmitteln anhand eines Score-Systems zugeordnet, wobei 1 den niedrigsten und 5 den h&ouml;chsten Konsum beschreibt. Eine gesunde Kost nach Pure deckt den Kalorienbedarf nur zu etwas mehr als der H&auml;lfte mit Kohlenhydraten und fast 30 % mit Fett. Mente: &bdquo;Das ist eine balancierte Di&auml;t, die moderate Mengen von Kohlenhydraten, Fett und Protein enth&auml;lt.&ldquo; Die Daten wurden hinsichtlich bekannter Risikofaktoren wie Alter, Diabetes, Bildungsgrad, Rauchen etc. sowie im Hinblick auf die Einnahme von Statinen oder Antihypertensiva adjustiert.</p> <p><strong>Konsistente Befunde durch alle Studien </strong></p> <p>Mit einem Follow-up von mittlerweile 9,1 Jahren zeigt sich in der urspr&uuml;nglichen PURE-Kohorte eine signifikant reduzierte Gesamtmortalit&auml;t, wenn die genannten &bdquo;gesunden&ldquo; Nahrungsmittel in gr&ouml;&szlig;eren Mengen konsumiert werden. In der Quintile mit dem h&ouml;chsten Konsum war die Gesamtmortalit&auml;t im Vergleich zu niedrigsten Quintile um rund ein Viertel reduziert (HR 0,75; 95 % CI 0,68&ndash;0,83; p&lt;0,0001). Exakt das gleiche Bild zeigt sich, wenn der PURE-Score auf die anderen genannten Kollektive angewandt wird. So ist die Gesamtmortalit&auml;t in ONTARGET in der besten im Vergleich zur schlechtesten Quintile ebenfalls um rund ein Viertel reduziert (HR 0,76; 95 % CI 0,68&ndash;0,84; p&lt;0,0001). Dieses Resultat wiederholt sich in INTERHEART und INTERSTROKE. Ein &auml;hnliches, wenn auch nicht ganz so deutliches Bild ergibt sich im Hinblick auf kardiovaskul&auml;re Ereignisse und kardiovaskul&auml;ren Tod. Mente unterstreicht allerdings, dass eine gesunde Ern&auml;hrung nach dem PURE-Score auch in der kardiovaskul&auml;ren Hochrisikopopulation von INTERHEART das Risiko reduziert.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Mente M et al.: PURE - Association of dietary quality and risk of cardiovascular disease and mortality in more than 218,000 people from over 50 countries. ESC 2018; Hotline-Session 4: FP5160 </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><sup><strong>1</strong></sup> Dehghan M et al.: Associations of fats and carbohydrate intake with cardiovascular disease and mortality in 18 countries from five continents (PURE): a prospective cohort study. Lancet 2017; 390(10107): 2050-62</p> </div> </p>
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