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Kein Überlebensvorteil: Rückschlag für den Mitra-Clip

<p class="article-intro">Im Rahmen des ESC 2018 wurden aktuelle Daten zu perkutanen Manipulationen an der Mitralklappe präsentiert, darunter auch die mit Spannung erwarteten Ergebnisse der Studie MITRA.fr, die die Effekte des Mitra-Clips bei Patienten mit Herzinsuffizienz und mitraler Regurgitation untersuchte.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Laut aktuellen Guidelines der ESC kann eine perkutane Klappenreparatur bei Patienten mit sekund&auml;rer mitraler Regurgitation und Herzinsuffizienz in Erw&auml;gung gezogen werden, wenn der Zustand des Patienten keine Operation am offenen Herzen zul&auml;sst.<sup>1</sup> Die h&auml;ufigste Intervention an der Mitralklappe besteht im Setzen von Clips, mit denen die Klappensegel aneinander fixiert werden, was zu einem effektiveren Klappenschluss f&uuml;hren soll. Bislang fehlt jedoch die Evidenz f&uuml;r eine Verl&auml;ngerung des &Uuml;berlebens durch diese Ma&szlig;nahme.<sup>2</sup></p> <h2>Gut wirksame medikament&ouml;se Therapie</h2> <p>In der MITRA.fr-Studie wurde untersucht, ob das Setzen von Mitra-Clips &uuml;ber 12 Monate im Vergleich zu optimaler konservativer Therapie die Gesamtmortalit&auml;t oder die Zahl ungeplanter Hospitalisierungen wegen Herzinsuffizienz reduzieren kann. In die Studie eingeschlossen waren 304 Patienten mit symptomatischer Herzinsuffizienz, schlechter Funktion des linken Ventrikels (linksventrikul&auml;re Auswurffraktion 15&ndash;40 % ) und schwerer sekund&auml;rer mitraler Regurgitation. Als Hintergrundtherapie erhielten die Patienten ACE-Hemmer (oder bei Unvertr&auml;glichkeit Angiotensinrezeptorblocker), einen Betablocker, einen Mineralokortikoidrezeptor-Antagonisten und ein Diuretikum. Die Zuweisung zum Setzen von Clips erfolgte randomisiert.<br /> Mehr als 90 % der Prozeduren verliefen erfolgreich und f&uuml;hrten zu einer substanziellen Reduktion der Regurgitation. Es gab keine signifikanten Sicherheitsprobleme. Allerdings wurde auch keinerlei Vorteil durch den Clip nachgewiesen, es gab keine statistisch signifikante Differenz zwischen dem Behandlungs- und dem Kontrollarm im Hinblick auf den prim&auml;ren Endpunkt, der bei 55 % der Patienten in der Interventions- und 52 % der Patienten in der Kontrollgruppe eintrat (p=0,53). Angesichts der Pr&auml;sentation der Daten wies Studienautor Prof. Dr. Jean-Francois Obadia vom Hopital Cardiothoracique Louis Pradel in Lyon auch auf ein erfreuliches Nebenergebnis seiner Arbeit hin: Durch die in beiden Armen optimierte medikament&ouml;se Therapie verbesserte sich der Zustand vieler Patienten erheblich. Nach 12 Monaten konnten rund drei Viertel der Patienten in die NYHA-Klassen I und II klassifiziert werden. MITRA.fr habe jedoch gezeigt, dass der Clip in der untersuchten Population keine Vorteile bringt und daher keine geeignete Option f&uuml;r alle Patienten mit Herzinsuffizienz und mitraler Regurgitation sein k&ouml;nne.</p> <h2>Weitere Daten werden in K&uuml;rze erwartet</h2> <p>Ob dies nun das Ende f&uuml;r den Clip bedeutet, ist noch nicht gekl&auml;rt, wie Prof. Dr. Julinda Mehilli vom Klinikum der Universit&auml;t M&uuml;nchen im Rahmen der Highlight Session des Kongresses ausf&uuml;hrte. Zumal die Daten der COAPT-Studie, in der der Mitra-Clip in einer etwas weniger kranken Population mit mitraler Regurgitation und systolischer Herzinsuffizienz untersucht wurde, derzeit noch ausstehen. Mehilli weist auch auf eine weitere Pr&auml;sentation im Rahmen des ESC 2018 hin: auf Daten aus dem internationalen TMVR-Register, an dem sich gegenw&auml;rtig weltweit 40 Zentren beteiligen. Die &bdquo;transcatheter mitral valve repair&ldquo; (TMVR) ist das auf die Mitralklappe angewandte Pendant zur TAVI.<br /> In M&uuml;nchen wurden Daten zum Einsatz solcher Systeme nach fehlgeschlagener Anuloplasie sowie bei schwerer Verkalkung des Klappenrings in degenerierten Bioprothesen pr&auml;sentiert. Bei der Patientengruppe handelte es sich um jene, bei denen eine offene OP nicht infrage kam.<br /> Dabei zeigten sich je nach Indikation sehr unterschiedliche Ergebnisse. Am besten schnitten mit einer Einjahresmortalit&auml;t von 14 % Patienten ab, bei denen die interventionelle Klappe in eine degenerierte Bioprothese eingesetzt wurde. Bei Patienten mit kalzifiziertem Ring war die Einjahresmortalit&auml;t mit 62,8 % hingegen extrem hoch.<sup>3</sup></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: „MITRA.fr study - A randomized controlled trial evaluating the effectiveness of percutaneous mitral valve repair in secondary mitral regurgitation and reduced left ventricular ejection fraction”, präsentiert von Jean-Francois Obadia im Rahmen der Hotline Session 3 des ESC 2018 am 27. August und der Highlight Session am 29. August in München. </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong><sup>1</sup></strong>Baumgartner H et al.: 2017 ESC/EACTS Guidelines for the management of valvular heart disease. Eur Heart J 2017; 38: 2739-2791<br /> <strong><sup>2</sup></strong>Ponikowski P et al.: 2016 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure. Eur Heart J 2016; 37: 2129-2200<br /> <strong><sup>3</sup></strong>Yoon SH et al.: TMVR Registry - outcomes of transcatheter mitral valve replacement in patients with degenerated bioprostheses, failed annuloplasty rings and severe mitral annular calcification. ESC 2017, FP 70</p> </div> </p>
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