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Herpes Zoster im Überblick

<p class="article-intro">Bei der Gürtelrose (HZ) kommt es sporadisch oder aufgrund einer passageren oder grundlegenden bedeutenden Schwächung der Abwehrlage zu einer Reaktivierung einer latenten Infektion des Spinalganglions mit Varicella-Zoster- Viren (VZV).</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die Erstinfektion mit dem VZV manifestiert sich, sofern es nicht zur stillen Feiung gekommen ist, meistens w&auml;hrend der Kindheit in Form von Varizellen. Da die H&auml;ufigkeit von HZ parallel zur Verminderung der Immunkompetenz zunimmt, dauert die Latenzperiode zwischen Erstmanifestation und Reaktivierung selten nur wenige Jahre bis meistens Jahrzehnte. Das führt dazu, dass bis zu 50 % aller über 85-J&auml;hrigen eine Episode von HZ hatten und dass HZ bei immunkompetenten Kindern und Erwachsenen wesentlich seltener ist. Bei Immundefiziten, insbesondere hervorgerufen durch Lymphome, Leuk&auml;mien, andere Neoplasien, HIV, Chemotherapien, kann die Inzidenz von HZ bis zu 100-mal h&ouml;her sein.<br /> Trigger für die Entstehung eines HZ muss aber nicht immer ein systemischer Prozess sein. Auch lediglich lokale umschriebene Traumen, insbesondere im Bereich der Gelenke, Wirbels&auml;ule und Bandscheiben, Nervenverletzungen, UVoder PUVA-Strahlen k&ouml;nnen die Eruption eines HZ provozieren.</p> <h2>Klinik</h2> <p>Den Hautver&auml;nderungen gehen oft unspezifische Prodromi mit Fieber, Abgeschlagenheit und Schmerzen, die manchmal auch unertr&auml;glich, ja vernichtend sein k&ouml;nnen, im Bereich des entsprechenden Segmentes voraus. Je nach befallenem Segment kann es dann zur Beteiligung benachbarter Strukturen wie Auge, Ohr, Nerven (insbesondere Nervus facialis und Nervus statoacusticus), Urogenitaltrakt, Darm kommen und/oder zur Projektion der Schmerzen auf innere Organe entsprechend dem Dermatom. Nach einigen Tagen kommt es dann zum Auftreten oval&auml;rer Erytheme, fast immer halbseitig innerhalb eines Dermatoms von zeitlich zun&auml;chst dorsal nach sp&auml;ter ventral bzw. von proximal vom Ganglion nach distal vom Ganglion. Schlie&szlig;lich entwickeln sich innerhalb dieser Erytheme (Gruppen) Bl&auml;schen. Die Entwicklungsstadien der Bl&auml;schen sind innerhalb einer Gruppe gleich. Die Gruppen jedoch unterscheiden sich voneinander durch Bl&auml;schen in verschiedenen Entwicklungsstadien. Region&auml;re Lymphknotenvergr&ouml;&szlig;erungen sind h&auml;ufig.<br /> Beim unkomplizierten HZ trocknen die Bl&auml;schen nach circa 10&ndash;12 Tagen ein, verkrusten und heilen nach Absto&szlig;en der Krusten mitunter ohne Hinterlassen von Narben ab. Oft aber hinterlassen die Bl&auml;schen diskrete hypopigmentierte Narben.<br /> Bei komplizierten Verl&auml;ufen des HZ ist das Vorliegen einer zugrunde liegenden bedeutenden Immundefizienz wesentlich wahrscheinlicher. HZ kann vor allem bei Abwehrschw&auml;che h&auml;morrhagisch nekrotisierend verlaufen und dann mit Narben oder Nekrosen abheilen.<br /> Es k&ouml;nnen auch mehrere Dermatome, sowohl benachbarte und/oder entfernte (HZ duplex) als auch kontralaterale (HZ bilateralis), gleichzeitig befallen werden. Bei h&auml;matogener Aussaat findet man am gesamten K&ouml;rper verteilt Bl&auml;schen wie bei Varizellen zeitgleich neben dem Befall eines Dermatoms (HZ generalisatus).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_DAM_Allgemeinm_1705_Weblinks_dam_1705+6_druck_seite30.jpg" alt="" width="1455" height="1406" /></p> <h2>Diagnose</h2> <p>Das klinische Bild ist in der Regel typisch und zur Diagnose bedarf es in der Praxis keiner erg&auml;nzenden Best&auml;tigungstests. Je früher im Krankheitsverlauf die Behandlung begonnen wird, desto besser ist die Prognose. Daher ist der serologische Nachweis, der im niedergelassenen Bereich meistens erst frühestens nach einer Woche vorliegt, in der Praxis nicht von Bedeutung. Au&szlig;erdem hat die Serologie keine Relevanz, weil es sich ja um eine Reaktivierung eines schlummernden Erregers handelt. Gleiches gilt für den direkten Erregernachweis. Erg&auml;nzend kann man im Tzanck- Test (exfoliative Zytologie aus dem Bl&auml;schengrund) für Viruserkrankungen typische Synzytien nachweisen. Weiters sind akantholytische Zellen, die allerdings bei anderen blasenbildenden Erkrankungen ebenfalls vorkommen, ein regelm&auml;&szlig;iger Befund. Etwas schwieriger wird die Diagnose bei abortiven Formen, die nur mit wenigen Bl&auml;schen oder &ndash; vorerst &ndash; nur einer Gruppe einhergehen. Hier kann die Abgrenzung zum Herpes simplex (HS) schwierig werden.<br /> Eine besondere Herausforderung stellt der HZ sine herpete (HZsh) dar, also die Gürtelrose ohne Bl&auml;schen und auch ohne oder mit nur diskretem Erythem. Mit diesem Krankheitsbild ist der Dermatologe nur selten &ndash; eben weil es keine Hauteffloreszenzen gibt &ndash; konfrontiert. Der praktische Arzt<sup>*</sup>, Orthop&auml;de<sup>*</sup>, Internist<sup>*</sup> oder Neurologe<sup>*</sup> wohl viel h&auml;ufiger, weil von der Nierenkolik über den Herzinfarkt bis zur Migr&auml;ne oder zu Zahnschmerzen, je nach befallenem Dermatom, verschiedene Differenzialdiagnosen klinisch infrage kommen. Die Patienten klagen über unspezifische, aber durchaus auch heftige neuralgiforme halbseitige Schmerzen, gegebenenfalls mit entsprechenden Projektionen auf andere Organe, so wie eben bei einem HZ mit typischen Hautver&auml;nderungen.Einen Hinweis auf einen HZsh k&ouml;nnen hier nur die ausführliche Anamnese und Beschreibung der verr&auml;terischen halbseitigen Symptomatik durch den Patienten bringen. Ohne Erfahrung, Sicherheit, &Uuml;berzeugtheit und auch ohne eine Portion Mut wird diese Diagnose wohl kaum gestellt. Engmaschige Kontrollen zwecks der &Uuml;berprüfung des Verlaufs und der etwaigen eingeleiteten Behandlung sowie des Ausschlusses der wichtigsten Differenzialdiagnosen (von der Appendizitis über die Gallenkolik bis zum Herzinfarkt) sind beim Management eines HZsh obligat.</p> <h2>Therapieoptionen bei HZ</h2> <p><strong>Lokaltherapie</strong></p> <p>Phasengerechte Lokaltherapie. Im Bl&auml;schenstadium eintrocknende antiseptische Puder. Im Borkenstadium nicht zu fette, krustenl&ouml;sende Salben. UV-Exposition w&auml;hrend der akuten Phase und einige Wochen danach meiden. Ophthalmologika bei Bedarf je nach augen&auml;rztlicher Empfehlung.</p> <p><strong>Systemische antivirale Therapie</strong></p> <p>Brivudin muss lediglich 1x t&auml;glich zu 150mg, meistens 1 Woche lang, eingenommen werden, Dosisanpassungen aufgrund eingeschr&auml;nkter Nierenfunktion (NFP) sind im Gegensatz zu anderen Nukleosidanaloga nicht notwendig. Beim unkomplizierten HZ ist es Mittel der Wahl. Unter Brivudin kommt es zu einer Akkumulation von Zytostatika aus der Gruppe der 5-Fluoropyrimidine (5-Fluorouracil [5-FU], Tegafur, Floxuridin u.a.). Zwischen der Behandlung mit Brivudin und einem dieser Zytostatika sollten daher mindestens 4 Wochen liegen. Achtung: 5-FU kommt auch in Lokaltherapeutika vor (Actikerall<sup>&reg;</sup> und Verrumal<sup>&reg;</sup>).<br /> Valaciclovir 3x 1g/Tag ist für 1 Woche bzw. je nach Verlauf einzunehmen, wobei Dosisanpassungen bei eingeschr&auml;nkter NFP notwendig sind. Famciclovir wird 3x zu 500mg durch 1 Woche, eventuell auch l&auml;nger, verabreicht. Auch hier Dosisanpassung je nach NFP. Aciclovir ist das einzige Pr&auml;parat, das auch zur parenteralen Gabe und als Saft zur Verfügung steht (800mg alle 6h).<br /> Nachdem Brivudin gegen HS Typ II keine Wirkung hat, ist bei klinisch nicht eindeutigem Bild, bei dem differenzialdiagnostisch ein HS infrage kommt, Valaciclovir oder Famvir<sup>&reg;</sup> der Vorzug zu geben, allerdings in der gegen HZ notwendigen Dosierung.</p> <p><strong>Schmerztherapie</strong></p> <p>Diese sollte gro&szlig;zügig erfolgen. Meistens sind die Schmerzen mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) unter den üblichen Kautelen beherrschbar. Falls nicht, ist es empfehlenswert, einen auf Schmerztherapie spezialisierten Neurologen<sup>*</sup> oder An&auml;sthesisten<sup>*</sup> beizuziehen.</p> <p><strong>Vitamin B</strong></p> <p>Ob die Substitution mit Vitamin B w&auml;hrend der akuten Phase den Verlauf der Erkrankung beeinflusst, ist nicht bewiesen.</p> <p><strong>Allgemeine Ma&szlig;nahmen</strong></p> <p>Schonung, Meiden von Zug, K&auml;lte, Hitze, UV-Strahlung und nur m&auml;&szlig;ige k&ouml;rperliche Belastung, auch in der Rekonvaleszenzphase, vermindern erfahrungsgem&auml;&szlig; das Risiko für die Entwicklung einer postzosterischen Neuralgie.</p> <h2>Komplikationen</h2> <p>Zosterenzephalitis und Pneumonie mit potenziell t&ouml;dlichem Ausgang. Iritis, Keratitis und andere ophthalmologische Komplikationen.<br /> Postzosterische Neuralgien. Ramsay- Hunt-Syndrom mit Facialisparese und H&ouml;rverlust. Die Hautl&auml;sionen k&ouml;nnen als Eintrittspforte für bakterielle Infektionen dienen.</p> <h2>Prophylaxe &ndash; Impfung</h2> <p>Seit 2007 steht eine HZ-Impfung zur Verfügung, Zostavax<sup>&reg;</sup>. Sie wird für Patienten ab dem 50. Lebensjahr empfohlen. Die Rate der HZ-F&auml;lle konnte dadurch um 51 % , die der postzosterischen Neuralgien um 67 % gesenkt werden.</p> <h2>Schwangerschaft und Stillperiode</h2> <p>Für den F&ouml;tus stellt der unkomplizierte HZ der Mutter in der Regel kein Problem dar, weil es zu keiner h&auml;matogenen Dissemination der VZV kommt. Die oben erw&auml;hnten Nukleosidanaloga sind aber nicht zur Verabreichung w&auml;hrend der Schwangerschaft zugelassen. Bei komplizierten Verlaufsformen wird fachübergreifend das Nutzen-Risiko-Verh&auml;ltnis vor einer etwaigen systemischen Behandlung mit Nukleosidanaloga evaluiert werden müssen.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> <p><sup>*</sup> Es sind m&auml;nnliche und weibliche Personen gemeint.</p> </div> </p>
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