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CLARIFY-Studie

Weniger Mortalität durch Betablocker nach MI

<p class="article-intro">Betablocker reduzieren im ersten Jahr nach einem Myokardinfarkt (MI) die Sterblichkeit – und das unabhängig von einer etwaigen Herzinsuffizienz. Zu diesem Ergebnis gelangt eine internationale Registerstudie mit rund 30.000 Patienten.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Sowohl die ESC<sup>1</sup> als auch die amerikanischen Fachgesellschaften<sup>2</sup> empfehlen im Management der stabilen koronaren Herzkrankheit Betablocker und Kalziumkanalblocker ausschlie&szlig;lich zur Symptombehandlung, nicht jedoch zur Pr&auml;vention kardiovaskul&auml;rer Events. Allerdings ist die Datenlage f&uuml;r diese Empfehlung bzw. das Fehlen einer Empfehlung schwach, wie Dr. Emmanuel Sorbets vom H&ocirc;pitaux de Paris betont. F&uuml;r Betablocker fehlen kontrollierte Studien. Die Empfehlung st&uuml;tzt sich daher auf eine alte Metaanalyse in der Indikation Myokardinfarkt sowie auf Beobachtungsstudien. F&uuml;r die Kalziumkanalblocker zeigte eine alte klinische Studie sowie eine ebenfalls &auml;ltere Metaanalyse keinen Effekt. Gr&ouml;&szlig;ere Beobachtungsstudien fehlen.</p> <h2>Prospektive Register-Studie</h2> <p>Vor diesem Hintergrund wurde die CLARIFY-Studie ins Leben gerufen, ein prospektives Register, das in 45 L&auml;ndern Daten anhand von knapp 30.000 Patienten sammelte. Die Patienten hatten mindestens drei Monate vor Einschluss einen Myokardinfarkt &uuml;berlebt oder sich einer Revaskularisierung unterziehen m&uuml;ssen, hatten eine nachgewiesene myokardiale Isch&auml;mie oder eine Koronarstenose von mindestens 50 % . Prim&auml;rer Endpunkt war die Gesamtmortalit&auml;t, als sekund&auml;re Endpunkte wurden kardiovaskul&auml;re Mortalit&auml;t und Myokardinfarkt erhoben. Die Daten, die Sorbets im Rahmen der Late Breaking Pharmacological Science auf dem ESC 2018 in M&uuml;nchen pr&auml;sentierte, wurden im hinsichtlich einer Vielzahl von Faktoren wie Komorbidit&auml;ten, Alter, Geschlecht, Herzinsuffizienz etc. adjustiert.</p> <h2>&Uuml;berraschung: Betablocker</h2> <p>Die Auswertung in der Gesamtpopulation spiegelte tats&auml;chlich die Empfehlung der Guidelines wider. Weder Betablocker noch Kalziumkanalblocker beeinflussten die Mortalit&auml;t oder die Inzidenz kardiovaskul&auml;rer Endpunkte. Subgruppenanalysen zeichneten jedoch ein anderes Bild. Innerhalb des ersten Jahres reduzierten Betablocker n&auml;mlich die Gesamtmortalit&auml;t, die kardiovaskul&auml;re Mortalit&auml;t und die Kombination aus kardiovaskul&auml;rem Tod und Myokardinfarkt signifikant und deutlich. Das Risiko f&uuml;r den prim&auml;ren Endpunkt, der Gesamtmortalit&auml;t, betrug bei Patienten, die Betablocker nahmen im Vergleich zu Patienten, die keine Betablocker nahmen 0,68 (0,50-0,91). Sorbets betont, dass dieser Effekt nicht auf jene Patienten zur&uuml;ckzuf&uuml;hren sei, die nach dem Infarkt eine Herzinsuffizienz entwickelt hatten, da die Daten im Hinblick auf Herzinsuffizienz adjustiert wurden. Bei Patienten ab dem zweiten Jahr nach einem Myokardinfarkt war dieser Effekt nicht mehr nachweisbar. Im Gegensatz dazu konnte f&uuml;r die Kalziumkanalblocker in der Gesamtpopulation und s&auml;mtlichen Subpopulationen keine Risikoreduktion gezeigt werden.</p> <h2>Vorsichtige Empfehlung</h2> <p>Mit aller Vorsicht k&ouml;nne man aus diesen Daten, so Sorbets, die Empfehlung ableiten, dass Patienten im ersten Jahr nach einem Myokardinfarkt Betablocker erhalten sollten. Patienten mit stabiler KHK ohne stattgehabten Myokardinfarkt sowie Patienten ab dem zweiten Jahr nach Myokardinfarkt k&ouml;nnen Betablocker bekommen, wenn dies ihre Symptomatik verbessert. Ebenso sind Kalziumkanalblocker zur symptomatischen Therapie geeignet. Dieser Versuch einer Empfehlung wurde allerdings im Rahmen der Diskussion in Zweifel gezogen, da keine entsprechenden Daten aus randomisierten, kontrollierten Studien verf&uuml;gbar seien. Ob eine solche Studie mit ausreichender Gr&ouml;&szlig;e jemals durchgef&uuml;hrt wird ist jedoch &auml;u&szlig;erst fraglich.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Sorbtes E et al.: CLARIFY - First-line anti-ischemic agents use and long-term clinical outcomes in stable coronary artery disease. ESC 2018; Late Breaking Pharmacological Science: FP163 </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong><sup>1</sup></strong> Montalescot G et al.: 2013 ESC guidelines on the management of stable coronary artery disease: the Task Force on the management of stable coronary artery disease of the European Society of Cardiology. Eur Heart J: 2013; 34(38): 2949-3003<br /> <strong><sup>2</sup></strong> Fihn SD et al.: 2012 ACCF/AHA/ACP/AATS/PCNA/SCAI/STS guideline for the diagnosis and management of patients with stable ischemic heart disease: a report of the American College of Cardiology Foundation/American Heart Association task force on practice guidelines, and the American College of Physicians, American Association for Thoracic Surgery, Preventive Cardiovascular Nurses Association, Society for Cardiovascular Angiography and Interventions, and Society of Thoracic Surgeons. Circulation. 2012; 126(25): e354-471</p> </div> </p>
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