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ATTR-ACT-Studie:

Aussicht auf Therapie bei Transthyretin-Amyloidose

<p class="article-intro">Im Rahmen des ESC 2018 wurde erstmals eine erfolgreiche klinische Studie zur Therapie der Transthyretin Amyloidose publiziert. Die Behandlung mit Tafamidis reduziert signifikant die Mortalität und die Hospitalisierungen aus kardiovaskulären Gründen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die Transthyretin-Amyloidose (ATTR-CM) ist eine bislang unbehandelbare Erkrankung des Herzens, die deutlich h&auml;ufiger sein k&ouml;nnte, als man bislang annahm. Die Pathophysiologie beruht auf der Akkumulation von Transthyretin zu Amyloid-Fibrillen. Physiologisch ist Transthyretin ein spezialisiertes Transportprotein und auf den Transport von Schilddr&uuml;senhormonen im Serum spezialisiert. Kommt es zur pathologischen Faltung des Molek&uuml;ls, bildet sich Amyloid. Die Ablagerung der Fibrillen im Herz f&uuml;hrt zu einer restriktiven Kardiomyopathie und progredienter Herzinsuffizienz. Unterdiagnostik d&uuml;rfte die Regel sein, da bis vor kurzem f&uuml;r die Diagnose der Erkrankung eine Myokard-Biopsie erforderlich war. Bislang war auch ausschlie&szlig;lich symptomatisches Management verf&uuml;gbar, es gibt aktuell keine Empfehlungen in Leitlinien. Bei unbehandelten Patienten liegt das mediane &Uuml;berleben bei 2,5 Jahren ab Diagnosestellung f&uuml;r die heredit&auml;re und 3,6 Jahren f&uuml;r die Wild Type Form. Betroffen sind vor allem &auml;ltere Menschen. Bei einer heredit&auml;ren Form kommt im Alter zwischen 50 und 70 Jahren zum Ausbruch der Krankheit, eine erworbene &bdquo;Wild type-Form&ldquo; betrifft 60 bis 80j&auml;hrige. Seit die ATTR-CM mittels Knochenszintigraphie diagnostiziert werden kann, wurden die Pr&auml;valenz-Sch&auml;tzungen deutlich nach oben korrigiert. So fand eine Screening Studie bei 13 % aller untersuchten hospitalisierten Patienten mit HFpEF eine ATTR-CM.<sup>1 </sup></p> <h2>Tafamidis stabilisiert Transthyretin</h2> <p>Mit Tafamidis wird nun erstmals ein krankheitsmodifizierender Ansatz in der ATTR-CM untersucht. Die Substanz bindet mit hoher Affinit&auml;t und Selektivit&auml;t an die Thyroxin Bindungsstellen des Transportproteins und verhindert so dessen Faltung. <br />Im Rahmen der Studie ATTR-ACT (Efficacy and Safety of Tafamidis in Transthyretin Amyloid Cardiomyopathy) werden Wirksamkeit und Sicherheit von Tafamidis in den Dosierungen 20mg und 80mg mit Placebo verglichen. Die Ergebnisse wurden im Rahmen der Hotline 3 des europ&auml;ischen Kardiologenkongresses ESC in M&uuml;nchen pr&auml;sentiert. In die Studie waren 441 Patienten eingeschlossen, die unter heredit&auml;rer oder erworbener ATTR-CM litten. Sie nahmen t&auml;glich Tafamidis 80mg, Tafamidis 20mg oder Placebo oral &uuml;ber 30 Monate ein. Prim&auml;rer Endpunkt war die hierarchische Kombination von Gesamtmortalit&auml;t und Hospitalisierungen aus kardiovaskul&auml;ren Gr&uuml;nden. Die beiden Tafamidis-Gruppen wurden f&uuml;r die Analyse kombiniert und mit Placebo verglichen. Als sekund&auml;re Endpunkte wurden unter anderem Sechs-Minuten-Gehtest und Lebensqualit&auml;t erhoben.<sup>2</sup></p> <h2>Mortalit&auml;t und Hospitalisierungen reduziert</h2> <p>Der prim&auml;re Endpunkt wurde erreicht. Tafamidis reduzierte Tod und Hospitalisierungen aus kardiovaskul&auml;ren Gr&uuml;nden im Vergleich zu Placebo signifikant (p=0,0006). W&auml;hrend der 30t&auml;gigen Beobachtungszeit verstarben 78 (29,5 % ) Patienten aus der Verum und 76 (42,9 % ) aus der Placebo-Gruppe. Damit betrug die Reduktion der Mortalit&auml;t durch Tafamidis in 30 Monaten 30 % . Patienten, die eine Herztransplantation oder eine mechanische Pumpenunterst&uuml;tzung erhielten, wurden in dieser Analyse als Todesf&auml;lle gewertet. Die Raten an Hospitalisierungen aus kardiovaskul&auml;ren Gr&uuml;nden lagen bei 52,3 % (Tafamidis) und 60,5 % (Placebo). Studienautor Prof. Dr. Claudio Rapezzi von der Universit&auml;t Bologna unterstrich anl&auml;sslich der Pr&auml;sentation der Daten, dass in der grafischen Darstellung der Daten die Placebo- und Verum-Kurven ab ca. 15 Monaten zunehmend auseinandergehen und es keine Hinweise auf einen mit der Zeit abnehmenden Therapieeffekt gibt. Tafamidis verlangsamte auch die Abnahme der Leistungsf&auml;higkeit und verbesserte die Lebensqualit&auml;t. <br />Die Vertr&auml;glichkeit war gut. Die Inzidenz unerw&uuml;nschter Ereignisse bewegte sich unter Tafamidis auf Placebo-Niveau oder sogar darunter. Auch Studienabbr&uuml;che wegen Nebenwirkungen waren unter Placebo h&auml;ufiger als unter Verum. Die Ergebnisse von ATTR-ACT wurden zeitgleich mit der Pr&auml;sentation online im New England Journal of Medicine publiziert.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros Digital_Kardio_1801_Weblinks_graph.png" alt="" width="2212" height="1249" /></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Rapezzi C et al.: ATTR-ACT Trial - Efficacy and Safety of Tafamidis in Transthyretin Amyloid Cardiomyopathy. ESC 2018; Hotline Session 3: FP3235 </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Gonz&aacute;lez-L&oacute;pez E et al.: Wild-type transthyretin amyloidosis as a cause of heart failure with preserved ejection fraction. Eur Heart J 2015; 36(38): 2585-94 <br /><strong>2</strong> Maurer MS et al.: Design and Rationale of the Phase 3 ATTR-ACT Clinical Trial (Tafamidis in Transthyretin Cardiomyopathy Clinical Trial). Circ Heart Fail 2017; 10(6).</p> </div> </p>
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